Falkner

Falkner

„Falknerei ist die Kunst, ein wildes Wesen an sich zu binden, indem man ihm immer wieder die Freiheit schenkt“

(Horst Stern)

Geschichte der Falknerei

Ursprung und Ausbreitung

Die Wurzeln der Falknerei reichen mindestens bis ins 2. vorchristliche Jahrtausend zurück. Ihr Ursprung ist wahrscheinlich in den zentralasiatischen Steppengebieten zu suchen. Entwicklung und Verbreitung standen offenbar mit den dort vorkommenden, nomadisch lebenden Reiterkulturen in Verbindung. In den folgenden Jahrhunderten etablierte sich die Beizjagd auch bei anderen Völkern, wie den Kimmerern, Skythen, Sarmaten, Medern und Persern. Die germanischen Volksstämme hatten spätestens im 2. Jhd. n. Chr. durch die Begegnung mit Skythen und Sarmaten im pontischen Raum ersten Kontakt zur Falknerei. Im Zuge der Völkerwanderung verbreitete sie sich im 4. Jhd. n. Chr. über Mittel- und Westeuropa bis nach Nordafrika.

Foto: PJB 2006
Kaiser Friedrich II - Foto: Horst Schöneberg

Falknerei im feudalen Jagdwesen Europas

Im frühen Mittelalter wandelte sich die von einer anfänglich überwiegend zum Nahrungserwerb genutzten Jagdtechnik zu einem Sinnbild für Macht und Herrschaft. Durch entsprechende Einschränkungen des Jagdrechts wurde die Falknerei schließlich zum Privileg und Standessymbol der gesellschaftlichen Elite (Adel und Klerus).
Das Halten von Beizvögeln war somit nicht zuletzt auch ein Kennzeichen für den sozialen Rang eines Aristokraten: Während der einfache Landadel überwiegend die weniger kostspielige und eher ertragsreiche Beize mit Faustvögeln (bspw. Habicht) im „niederen Flug“ betrieb, war die aufwändige Königsdisziplin mit Jagdfalken (bspw. Wander- und Gerfalken) im „hohen Flug“ dem höheren Adel vorbehalten.
Der Hohenstaufen-Kaiser Friedrich II. (1194-1250) hatte damals die Falknerei wesentlich geprägt und schrieb das monumentale naturwissenschaftliche Werk „De arte venandi cum avibus“ („Über die Kunst mit Vögeln zu jagen“).

Niedergang der Europäischen Falknerkultur

Durch die technische Verbesserung der Schusswaffen erlosch die klassische Falknerkultur auf dem europäischen Festland praktisch vollends und fand als Symbol einer überkommenden Gesellschaftsordnung nach der Französischen Revolution im 18. Jhd. keine neue Entfaltungsmöglichkeit. Lediglich im englischen Landadel erhielt sich weiterhin eine bescheidene Beizjagdtradition.

Wiederbelebung der praktischen Falknerei

Erst durch die Gründung des Deutschen Falknerordens 1923 in Leipzig wurde die notwendige Basis der nachhaltigen Wiederbelebung einer praktischen Falknerkultur in Deutschland und vielen anderen Ländern Europas bewirkt.
Später gründeten sich 1959 der Orden Deutscher Falkoniere (ODF) und 1990 der Verband Deutscher Falkner (VDF). Die drei großen Verbände arbeiten eng zusammen, sind im ständigen Austausch und Träger der UNESCO Anerkennung der Falknerei als „immaterielles Kulturerbe der Menschheit“.

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Praxis in der Gegenwart

Voraussetzungen

Wer Greifvögel halten und mit ihnen jagen will muss zunächst eine umfassende Jagd- und Falknerausbildung absolvieren, die jeweils mit einer anspruchsvollen staatlichen Prüfung abschließt.
Die Falknerausbildung bietet u.a. der Verband Deutscher Falkner, Landesverband Sachsen-Anhalt e.V an. Dazu gehört auch die Unterstützung sowohl vor als auch nach der Falknerprüfung.
Die Falknerprüfung selbst führt der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt durch. Entsprechende Ausschreibungen dazu erscheinen auf dessen Webseite oder im Mitgliedsheft.

Ablauf und Training

Der Greifvogel muss zunächst an den Menschen und dessen Umgebung gewöhnt werden, was anfänglich mit regelmäßigem Tragen und Füttern auf der Faust verbunden ist (Abtragen). Danach wird dem Vogel beigebracht, auf ein Signal des Falkners hin, zur Faust oder dem Federspiel zurück zu kehren. Sobald der Vogel die notwendige körperliche Leistungsfähigkeit erreicht hat, beginnt man ihn unter Berücksichtigung seines natürlichen Beutespektrums auf ein oder mehrere Beutetierarten zu prägen und einzujagen. Typisches Beutewild sind je nach Beizvogelart und Jagdtechnik u.a. Rabenkrähen, Enten, Kaninchen, Füchse.

Greifvogelarten

Arten, die für die Beizjagd ausgebildet werden sind hauptsächlich folgende:

Habicht

heimisch

Harries Hawk - Wüstenbussard

nicht heimisch

Amerika

Wanderfalke

heimisch

Saker-/Würgfalke

nicht heimisch

östliches Mitteleuropa

bis Mittelasien

Gerfalke

nicht heimisch

arktische Regionen Eurasiens

& Nordamerika

Steinadler

heimisch

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Verband Deutscher Falkner

Der Verband

Der Verband Deutscher Falkner (VDF) ist einer der drei großen Falknerorganisationen Deutschlands. Er wurde im März 1990 in Wittenberg/Lutherstadt als Einigung von Falknern und Greifvogelfreunden gegründet. Die Hauptaufgaben des Verbandes sind neben der Erhaltung und Förderung des bedeutenden Kulturgutes der Falknerei, vor allem der Schutz der Lebensform der Greifvögel in ihren natürlichen Lebensräumen. Großen Wert wird hierbei auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stellen sowie mit Umwelt-, Naturschutz- und Jagdverbänden im Sinne einer übergeordneten Zielsetzung gelegt.

Heute ist der VDF als gemeinnütziger Verein anerkannt und ein angesehener Partner anderer Falknerorganisationen im In- und Ausland. Ein besonderer Meilenstein und Ausdruck erfolgreicher Bemühungen um internationale Kooperation ist die Aufnahme des Verbandes Deutscher Falkner in die „International Association for Falconry & Conservation of Birds of Prey“ (IAF) im Jahre 2008.

Unsere Mitglieder pflegen ehrenamtlich kranke, verletzte und nestjunge Greifvogel- und Eulen-Findlinge mit dem Ziel der Wiederauswilderung und leisten damit einen aktiven Beitrag zu Natur- und Artenschutz. Darüber hinaus engagiert sich der VDF regelmäßig im Bereich Naturpädagogik.

Ein weiteres wichtiges Anliegen unserer Organisation ist die Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit für die Belange von Falknerei und Greifvogelschutz.

 

Kontakt und weitere Informationen unter: Verband Deutscher Falkner

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