Tularämie (Hasenpest) in Sachsen-Anhalt
Informationen des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt
Mehr zu Wildkrankheiten in Sachsen-Anhalt erfahren Sie hier!
Halle. – Im Dezember 2020 wurde durch das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) bei einem erlegten, männlichen Feldhasen aus dem Saalekreis als Erkrankungsursache eine Tularämie (Hasenpest) diagnostiziert.
Die Tularämie ist eine durch das Bakterium Francisella tularensis (F. tularensis) verursachte Erkrankung. F. tularensis kommt vor allem in wildlebenden Tieren vor und hat ein sehr weites Wirtsspektrum. Besondere Bedeutung als Überträger hat in Deutschland vor allem der Feldhase. Kaninchen und Nagetiere wie Mäuse, Wühlmäuse, Ratten oder Eichhörnchen können genauso wie Wildwiederkäuer, Fleischfresser und sogar Vögel ebenfalls infiziert sein. Stechinsekten und insbesondere Zecken können bei der Übertragung eine wichtige Rolle spielen.
Gesundheitsgefahr für Menschen
Die Tularämie zählt zu den Zoonosen. Bei einer Zoonose handelt es sich um eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheit. Menschen infizieren sich vor allem bei intensivem Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Ausscheidungen bzw. beim Umgang mit Kadavern sowie insbesondere beim Enthäuten und Ausnehmen erlegten Wildes. Die Tularämie des Menschen ist daher in erster Linie eine Berufskrankheit von Jägern, aber auch von Köchen, Metzgern und Tierärzten. Infektionen von Landwirten durch infektiöse Stäube sind genauso beschrieben wie Infektionen nach Zeckenbissen. Eine Infektion ist ebenfalls über unzureichend erhitzte Nahrungsmittel oder kontaminiertes Wasser möglich.
Beim Menschen gehört die Tularämie zu den meldepflichtigen Erkrankungen. In Deutschland werden mit steigender Tendenz jedes Jahr während der Jagdsaison Menschen infiziert (Abbildung 2).
Tularämiefälle beim Menschen in Deutschland 2001-2020
(Quelle: SurvStat@RKI 2.0, Abfrage 12.01.2021)
Auch in Sachsen-Anhalt wurde die Erkrankung beim Menschen in der Vergangenheit immer wieder nachgewiesen, so auch in den Jahren 2019 und 2020.
Tularämiefälle beim Menschen in Sachsen-Anhalt 2001-2020
Quelle: SurvStat@RKI 2.0, Abfrage 12.01.2021)
Im Falle einer Infektion treten beim Menschen erste Anzeichen meist nach drei bis zehn Tagen auf. Typisch sind grippeähnliche Symptome wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen oder das Anschwellen der Lymphknoten, aber auch Hautläsionen, Entzündungen im Augenbereich und Lungenbeschwerden sind möglich. Ein Arzt sollte unbedingt aufgesucht werden. Ihm sind das Ausüben der Jagd und ggf. der Kontakt zu Feldhasen oder Kaninchen mitzuteilen. Wird eine Infektion nicht behandelt, kann sie tödlich enden. Eine frühzeitig diagnostizierte Erkrankung ist mit Antibiotika sehr gut behandelbar.
Nachweise bei Feldhasen und Wildkaninchen
Bei Feldhasen wurde eine Tularämie durch das LAV vor dem aktuellen Nachweis letztmalig im Jahr 2014 diagnostiziert. Bei Tieren wird diese Erkrankung in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ selten festgestellt (Abbildung 4). Allerdings liegen in unserem Bundesland die Untersuchungszahlen für die empfänglichen Tierarten, insbesondere Feldhasen und Wildkaninchen, konstant auf sehr niedrigem Niveau. So gelangten im Jahr 2020 trotz der sieben bei Menschen gemeldeten Fälle nur drei Hasen zur Untersuchung, von denen nur der hier geschilderte Fall positiv für F. tularensis war. Auch im Zusammenhang mit einem Infektionsgeschehen mit mehreren erkrankten Personen nach einer Jagd im Raum Dessau/Kühnauer Heide erfolgte keine Einsendung des mutmaßlich ursächlichen Hasen. Die Zahl der gemeldeten Fälle bei Menschen in Sachen-Anhalt lässt demzufolge vermuten, dass die „Dunkelziffer“ der Erkrankung bei den Tieren höher liegen dürfte.
Proben der inneren Organe von tot aufgefunden oder morphologisch auffälligen Feldhasen und Wildkaninchen sollten daher zur Untersuchung an das LAV, Fachbereich Veterinärmedizin in Stendal, gesandt werden. Morphologisch auffällige Organbefunde bei infizierten Tieren können z. B. eine vergrößerte Milz, veränderte Lymphknoten und manchmal herdförmig auftretende Veränderungen in der Lunge, Leber, Niere sein. Klinisch sind erkrankte Tiere häufig apathisch und ungewöhnlich zutraulich. Einige der infizierten Tiere erscheinen trotz der Infektion gesund und stellen somit für den Jäger aber auch für diejenigen, der diese erlegten Tiere verarbeiten, ein Infektionsrisiko dar.
Zur Minderung des Ansteckungsrisikos ist die Beachtung von Hygieneregeln unerlässlich. Erkennbar kranke Tiere sollten nur mit Handschuhen und Mundschutz berührt und entsorgt werden. Beim Abbalgen empfiehlt sich ebenfalls das Tragen eines Mundschutzes. Fleisch von Feldhasen und Wildkaninchen sollte generell nur ausreichend durchgegart verzehrt werden.
Autoren: C. Kiesow, R. House, W. Gaede (LAV, Fachbereich Veterinärmedizin)
Ein Kommentar
Kommentare geschlossen.