Informationsveranstaltung zu Großraubsäugern in Goslar

Am Mittwoch, den 14.07., fand in Goslar ein von der Landesjägerschaft Niedersachsen organisiertes Informationsgespräch zum aktuellen Stand von Großraubsäugern in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, insbesondere im Harz statt. Der Fokus lag dabei auf dem Luchs, aber auch der Wolf wurde als Thema behandelt. Neben dem LJV waren auch Vertreter der Jägerschaften vor Ort (u. a. Aschersleben und Hettstedt).
Die Pinselohren im Harz
Luchse weisen eine individuelle Fellfärbung auf, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, einzelne Individuen zu unterscheiden. Mithilfe des Kamerafallenmonitorings konnte festgestellt werden, dass aktuell im Harzgebiet etwa 55 eigenständige Luchse und etwa 35 Jungtiere leben. Im Monitoringjahr 2020/21 wurde in 70 Rasterzellen (á 10 km x 10 km) in Deutschland ein Luchsvorkommen belegt, in 21 von diesen konnte eine Reproduktion nachgewiesen werden. In dem Monitoringjahr wurde zum ersten Mal seit Jahren keine Erweiterung des Vorkommens im Harz beobachtet.
Es wurden auch neue Erkenntnisse zum Krankheitsspektrum der Art erlangt. So ist 2020 ein Individuum mit auffälligem Verhalten eingefangen worden, bei dem im Zuge von Untersuchungen eine Staupe-Erkrankung festgestellt werden konnte. Bis zu dem Zeitpunkt gab es kaum Informationen zu der Erkrankung von Luchsen am Staupe-Virus. Im weiteren Verlauf des Jahres konnte noch bei zwei weiteren verhaltensauffälligen, eingefangenen Luchsen der Virus nachgewiesen werden, unter anderem auch bei einem Individuum in Sachsen-Anhalt bei Einzingen. Auch Erkrankungen an Leukose und Räude sind 2020/21 bei Luchsen im Harz bestätigt worden.
Auffällig waren in dem Jahr die Anzahl verwaister Jungluchse. Seit beginnt der Auswilderung 2000 wurden insgesamt 16 Jungen gefunden, davon ist allein die Hälfte für das Monitoringjahr 2020/21 verzeichnet. Es ist nun zu beobachten, ob dieser Trend weiter anhält.
Im Zuge einer kürzlich veröffentlichten Studie von Mueller und Kollegen zur genetischen Diversität von Populationen des Eurasischen Luchses konnte festgestellt werden, dass die Population im Harz genetisch besser aufgestellt ist als beispielsweise die Populationen in der Schweiz oder auch im Bayrischen Wald/Böhmer Wald. Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede in den Ergebnissen wäre, dass die Ausgangspopulation des Harzes aufgrund der Individuen aus den Wildparks grundsätzlich diverser war. Aber auch die Zeit kann ein Faktor sein, da die Wiederansiedlungen der genetisch ärmeren Populationen weiter zurückliegen als die des Harzprojektes.
Im Allgemeinen ist der Grund für die genetische Verarmung die Isolation der einzelnen Gebiete sowie die geringe Kolonisationsfähigkeit der Art. Während Kuder bei Wanderungen auch längere Strecken zurücklegen, laufen gerade die Weibchen nur geringe Distanzen. Um einer genetischen Verarmung und einer verstärkten Inzucht entgegenzuwirken, sollen die einzelnen Populationen zukünftig stärken miteinander verbunden werden. Aus diesem Grund ist die Wiederansiedlung der Art im Thüringer Wald geplant, um so einen Trittstein zwischen der Population im Harz und im Bayrischen Wald herzustellen.
Die vorgestellten Ergebnisse zum Wolf konzentrierten sich vermehrt auf das Bundesland Niedersachsen, in welchem bereits fast flächendeckend ein Nachweis der Art erbracht wurde. Im Harz sind aktuell ein residenter Einzelwolf (NI) sowie ein Paar (TH) nachgewiesen. Zukünftig steht im Fokus im Zuge der weiteren Ausbreitung des Wolfes auch im Harz die Interaktion zwischen Wolf und Luchs sowie deren möglichen Einfluss auf den Wildtierbestand zu untersuchen.
Daten als Diskussionsgrundlage
Bitte bedenken Sie, dass ein Monitoring nicht allein vom Schreibtisch aus möglich ist, sondern gerade auf großer Fläche von der Mitarbeit vieler abhängt. Nur durch die Auswertung vieler eingesendeter Meldungen besteht die Möglichkeit, einen validen Überblick über den Stand der Population und deren Verbreitung zu erhalten. Jäger spielen dabei eine wichtige Rolle. In Niedersachsen stammen > 60 % der Meldungen zum Wolf von Jagdscheininhabern. Daher noch einmal der Aufruf an Sie. Wenn Sie beispielsweise Fotofallenaufnahmen oder andere Hinweise von Wolf oder Luchs in Ihrem Revier haben, dann melden Sie diese bitte. Denn die Zahlen des Monitorings bilden gerade in Bezug auf den Wolf eine Grundlage für politische Diskussionen. So kann es dazu kommen, dass nicht gemeldete Individuen trotz ihrer Existenz bei diesen unbeachtet bleiben.
Kontaktstellen für Meldungen in Sachsen-Anhalt
Luchs Wolf
Luchsprojekt Harz Wolfskompetenzzentrum Iden
LJV
Titelbild: Pixabay