
Die Zeit nach der Ernte stellt für unser heimisches Niederwild eine Phase großer Herausforderungen dar. Wo wenige Tage zuvor noch reiche Äsung, Deckung und Schutz vor Witterung und Beutegreifern geboten waren, herrscht nun eine offene, kahle Feldflur. Fasan, Rebhuhn, Hase und viele andere Arten finden sich plötzlich ohne Rückzugsräume wieder – Nahrung und Schutz sind mit einem Schlag verschwunden.
Hier setzt die jagdliche Hege an: Mit gezielten, niederwildfreundlichen Einsaaten schaffen Jägerinnen und Jäger wertvolle Lebensräume in einer Zeit, in der es in der Agrarlandschaft an Struktur und Vielfalt mangelt. Diese Einsaaten dienen nicht nur als Deckung und Äsung, sondern fördern zugleich den Insektenreichtum – und damit die Nahrungsgrundlage für viele Jungtiere. Durch solche Maßnahmen wird Hege im wahrsten Sinne des Wortes praktisch gelebter Artenschutz.
Der Landesjagdverband stellt – gefördert durch Mittel aus der Jagdabgabe – eine eigens entwickelte Saatgutmischung für die Frühjahrsaussaat 2026 kostenlos zur Verfügung. Sie wurde in enger Abstimmung mit Praktikern, Landwirten und dem zuständigen Ministerium entwickelt und ist auf die Bedürfnisse des Niederwildes optimal abgestimmt.
Ein besonderer Vorteil: Durch eine Vereinbarung zwischen Landwirt und Landesjagdverband ist die Mischung von der jährlichen Mulchverpflichtung befreit und kann daher zweijährig genutzt werden – eine wertvolle Entlastung für die landwirtschaftliche Praxis und ein echter Gewinn für das Wild. Voraussetzung für die Bestellung ist die Einverständniserklärung des Grundeigentümers oder Bewirtschafters auf dem beigefügten Bestellformular. Einsendeschluss für die Frühjahrsaussaat ist der 31. Dezember 2025. Die Einsaat gilt als Mindesttätigkeit, das heißt, im Idealfall wird dann erst im Herbst des dritten Jahres gemulcht.
Die nachfolgend aufgeführte Mischung stellt eine erprobte, praxisbewährte Zusammenstellung dar. Geringfügige Anpassungen können – etwa aufgrund gesetzlicher Vorgaben oder Verfügbarkeiten einzelner Komponenten – bis zur Auslieferung im Frühjahr 2026 noch erfolgen.
Saatgutmischung 2026 – „Niederwildfreundliche Frühjahrsaussaat“
Diese Mischung bietet eine ausgewogene Kombination aus Blatt- und Halmfrüchten, Leguminosen und Blühpflanzen. Sie fördert Insektenvielfalt, Bodenstruktur und bietet dem Niederwild zugleich Äsung, Deckung und Schutz über einen langen Zeitraum hinweg.
Zusammensetzung (nach prozentualem Anteil, absteigend sortiert):
Buchweizen (Fagopyrum esculentum) – 14 %
→ Schnell wachsend, strukturgebend, reich an Insektennahrung.
Lein (Linum usitatissimum) – 14 %
→ Liefert wertvolle Samen und lockert das Pflanzenbild auf.
Sonnenblume (Helianthus annuus) – 10 %
→ Spätblühend, bietet Deckung und Nahrung bis in den Herbst.
Hafer (Avena sativa) – 10 %
→ Struktur- und Äsungspflanze, wichtig für Rebhuhn und Feldhase.
Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) – 10 %
→ Dauerhafte Leguminose, sorgt für Eiweißnahrung und Bodenverbesserung.
Waldstaudenroggen (Secale cereale) – 10 %
→ Winterhart, sorgt für stabile Deckung über den Jahreswechsel hinweg.
Ölrettich (Raphanus sativus) – 5 %
→ Schneller Bodendecker, wertvoll für Insekten und zur Bodenlockerung.
Feldklee (Trifolium campestre) – 5 %
→ Beliebt beim Niederwild, verbessert die Bodenstruktur nachhaltig.
Sommerweizen (Triticum aestivum) – 5 %
→ Ergänzende Äsungskomponente mit schneller Jugendentwicklung.
Luzerne (Medicago sativa) – 5 %
→ Tiefwurzelnde Leguminose, bietet ganzjährig Äsung und Deckung.
Malve (Malva alcea) – 5 %
→ Blühpflanze mit hoher Attraktivität für Insekten.
Vogelwicke (Vicia cracca) – 2 %
→ Wichtige Eiweißpflanze, beliebt bei Rebhuhn und Fasan.
Fenchel (Foeniculum vulgare) – 2 %
→ Spätblühend, bietet Struktur und Nahrung für Insekten.
Ringelblume (Calendula officinalis) – 2 %
→ Langanhaltende Blütezeit, fördert die ökologische Vielfalt.
Weißer Steinklee (Melilotus albus) – 1 %
→ Zweijährige Blühpflanze, wertvoll für Bienen und Schmetterlinge.
Jagdliche Bedeutung
Diese artenreiche Mischung ist mehr als nur eine Begrünung – sie ist ein Beitrag zur aktiven Hege. Sie schafft Äsungsflächen, Deckungsstreifen und Rückzugsräume für Rebhuhn, Hase und Fasan, unterstützt die Brutaufzucht und steigert die Attraktivität des Reviers nachhaltig. Darüber hinaus leisten diese Flächen auch einen wertvollen Beitrag zum Boden- und Gewässerschutz sowie zur Biodiversität in der Agrarlandschaft.
So verbinden sich ökologische Verantwortung, jagdliches Handeln und landwirtschaftliche Praxis zu einem gemeinsamen Ziel: dem Erhalt und der Förderung unseres heimischen Niederwildes.
LJV
Titelbild: Canva/LJV-ST